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Meinung: Autoindustrie in Deutschland gefährdet sich und unseren Wohlstand

Meinung: Autoindustrie in Deutschland gefährdet sich und unseren Wohlstand

Die VW-Dieselaffäre hat sich zu einem ausgewachsenen Abgasskandal ausgeweitet. Während beim VW-Konzern der Betrug nachgewiesen und eingeräumt wurde, gibt es bei anderen deutschen Autobauern „nur“ begründete Verdachtsfälle. Noch. Jetzt kommt der Vorwurf (mit Selbstanzeigen von VW und Daimler) hinzu, dass sich deutsche Autobauer über zwei Jahrzehnte unerlaubt abgesprochen haben, welche Komponenten, Techniker und Zulieferer sie u.a. in Bezug auf die Abgasreinigung sie einsetzen. Als Ergebnis wurden mutmaßlich zu kleine SCR (Harnstoff)-Tanks zur Abgasreinigung verbaut und es wird offenbar viel zu wenig Ad-Blue in die Motoren eingespritzt. Überraschend, dass ein moderner LKW um Welten sauberer arbeitet, als ein Euro 5- oder Euro 6-PKW. Fast schon Nebensache sind die ganzen regulären Rückrufe der Automobilunternehmen wegen Produkt- und Sicherheitsmängeln und die jüngste Meldung, dass VW die brasilianische Militärregierung im dortigen VW-Werk bis 1985 systematisch bei der Bespitzelung der Mitarbeiter unterstützt hat. Und über die IT-Sicherheitsmängel, die wir bei den ersten zarten Gehversuchen hinsichtlich Vernetzung der Fahrzeuge in den vergangenen zwei Jahren entdeckt haben, redet aktuell auch niemand mehr. Denn zu den Bemühungen, den Verbraucher zu prellen und nachhaltig vom Kauf eines deutschen Premium-Autos abzuhalten, kommen noch vollmundige Produktankündigen zu Elektroautos und voll-automatisiert bis autonom fahrenden Fahrzeugen hinzu, die so wirklich keine große Mehrheit und Begeisterung bei der Bevölkerung findet. Komisch. Alle diese Maßnahmen sind geeignet, die deutsche Automobilindustrie mittel- bis langfristig vollständig zu zerstören. Ganze Wertschöpfungsketten in der Industrie und im Automobilhandwerk gehen baden, wenn sich strombetriebene automatisch fahrende Kutschen, die niemanden mehr allein gehören (und folglich auch niemand für die warmwasserbeleuchtete 21“ Alufelgen zahlt) als Ersatz für des Deutschen liebstes Kind durchsetzen sollten. Ein führendes Wirtschaftsinstitut errechnete jüngst 600.000 dauerhaft wegfallende Arbeitsplätze, wenn man auf den Verbrennermotor verzichtet. Bei Daimler braucht man zukünftig statt 7 nur noch 1 Mitarbeiter für die Motorenfertigung. Die anderen 6 können ja dann Apps für die Digitalisierung entwickeln.

Nicht falsch verstehen: Langfristig führt kein Weg vorbei an einer Abkehr von Motoren, die nicht nachwachsende Rohstoffe einfach so verbrennen und Abgase in die Luft pusten. Aber ein Elektroauto mit derzeitigen Batteriekonzepten (Schadstoffe, Reichweite, Lebensdauer) und der Energieherkunft (nur 30% aus regenerativer Energie in Deutschland) soll mir bitte niemand als Verbesserung gegenüber einem modernen Verbrenner verkaufen.

Warum uns das alles interessieren sollte? Derzeit ist jeder 10. Arbeitsplatz in Deutschland direkt oder indirekt von der Autoindustrie abhängig. Das ist ein zentraler Bestandteil unserer Wertschöpfungskette, unseres Wohlstands und der Marke „Made in Germany“.

Es wird Zeit, dass man sich in Wolfsburg, München, Ingolstadt und Stuttgart der Verantwortung bewusst wird, die man gegenüber den Mitarbeitern und der Gesellschaft hat. Und die Politik – allen voran das Bundesverkehrsministerium unter Leitung von Herrn Dobrindt (er merkt erst nichts, und dann später auch nichts) – sollte man zügig daran arbeiten, die wild gewordene Horde wieder einzufangen.

Die von der Politik herbei geredete Feinstaub-Debatte um den Diesel und Sprüche unserer Bundeskanzlerin, dass man in wenigen Jahrzehnten nur noch mit Sondergenehmigung Auto fahren darf, sind noch zusätzliche Sargnägel. Hier sägen Politik und Industrie ganz fleißig an dem Ast, auf dem wir alle sitzen. Danke dafür.

Abgasreinigung per Software-Update
WannaCry bald auch im Auto?
 

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