Anforderungsanalyse

Am Anfang eines Projektes sollte immer eine Anforderungsanalyse stehen. Hierbei werden der Wunsch und die Idee des Auftraggebers aufgegriffen und durch systematisches und detailliertes Hinterfragen analysiert, alle relevanten Einflussfaktoren und Störgrößen identifiziert und ein Dokument erstellt, welches die Erkenntnisse bündelt. Im Rahmen einer Anforderungsanalyse wird man über den einen oder anderen Punkt diskutieren, Teile ggf. als unwirtschaftlich oder undurchführbar verwerfen, Alternativen betrachten und neue Ideen aufnehmen.

Hier hilft der Input durch den Sachverständigen sowohl in fachlicher Sicht (Was ist machbar?) als auch in methodischer Sicht (Wie kann man das umsetzen?).

Aus meiner Arbeit als Gutachter in Zivilprozessen, bzw. wenn ich in einem Projekt erst in einer sehr späten Phase sozusagen als „Feuerwehr" hinzugezogen werde, weiß ich, wie oft eine Anforderungsanalyse sträflich vernachlässigt wird bzw. bei Projekten die sich (nachher) im fünf-, sechs- oder gar siebenstelligen Euro-Bereich bewegen, die Anforderungsanalyse bzw. -definition auf 1-2 Blatt DIN A4 passt, falls überhaupt jemals ein zwischen den Parteien verabschiedetes Schriftstück existiert hat. Der Prozess vor Gericht mit ungewissem Ausgang, mindestens aber das Scheitern des oder die Unzufriedenheit mit dem Projekt(es) ist dann oft vorprogrammiert.

Besser ist, einen erheblichen Aufwand in die Anforderungsanalyse zu investieren und dabei herauszuarbeiten, was man als Auftraggeber eigentlich erwartet. Die Ergebnisse einer Anforderungsanalyse münden in die Erstellung eines Lastenheftes und können für eine Ausschreibung genutzt werden, die untereinander vergleichbare Angebote verschiedener Anbieter liefert.

Ist eine frühe Festlegung noch nicht möglich, z.B. weil man tatsächlich noch gar nicht genau weiß, was machbar oder die Komplexität des Gesamtwerkes vielleicht zu groß ist, so bieten sich andere Vorgehensmodelle - wie z.B. das Spiralmodell oder "Extreme Programming" bzw. "SCRUM" - an, bei denen das iterative (aber dennoch zielgerichtete) kleinschrittige Voranschreiten immer mit den klassischen Phasen des Wasserfallmodells zur Projektkultur erhoben wird.

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