Herzlich Wilkommen

bei Falk Zwo - der Fortsetzung des 2010 erschienenen Kriminalromans "Praha".

Aus dem Computer-Spezialist Falk Hoffmann ist ein hochrangiges Mitglied der neu gegründeten EU-Taskforce gegen die organisierte Kriminalität geworden. Zusammen mit seiner Kollegin Claudia Rinaldi macht er zunächst Jagd auf Pavel Nupaky - dem Drahtzieher des weltweiten Trojaner-Angriffs. Doch schon bald steckt er mitten im nächsten Abenteuer...

Der 2. Teil fängt da an, wo Praha aufgehört hat. Ermutigt durch den großen Erfolg des ersten Buches und der vielen positiven Kritik habe ich mich wieder an den Schreibtisch gesetzt (und sitze dort noch immer) und meine Phantasie spielen lassen. Aber das Buch ist noch nicht fertig. Ich muss noch schnell die Welt bereisen, Eindrücke sammeln und noch fleißig weiter tippen.

Leseprobe

Auf dem Weg zum Flughafen dozierte Claudia über das Programm der kommenden Wochen: „Wenn wir in Genua angekommen sind, beziehen wir zunächst unsere neuen Büroräume und treffen uns mit Melucci, Cattabiani und den Neuen. Übermorgen haben wir einen Direktflug nach Prag und schauen uns die Spedition Corsten noch einmal etwas genauer an. Die tschechischen Kollegen erwarten uns um 12.00 Uhr. Übernächste Woche geht es für Dich nach St. Augustin zur Bundespolizei zum Crashkurs „Wie halte ich eine Waffe richtig herum…".

Beim letzten Satz hatte sie Falk angeschaut, der gedankenverloren aus dem Autofenster auf die Vororte von Brüssel blickte: „Hallo? Jemand zuhause?"

Falk zuckte zusammen: „Was? Wer ich?"

Claudia legte den Kopf zur Seite: „Wo bist Du mit Deinen Gedanken?"

„Keine Ahnung. Ist momentan eine ereignisreiche Zeit. Mir geht vieles durch den Kopf."

„Möchtest Du zurück in Dein altes Leben?", fragte Claudia mit einem einfühlsamen Unterton.

„Die Frage stellt sich eigentlich nicht. Zurück wollen und können sind zwei Paar Schuhe. Mein altes Leben war eigentlich ganz okay. Und worauf ich mich jetzt eingelassen habe, ist mir noch nicht so recht klar."

„‘Eigentlich‘ ist ein Füllwort", mischte sich Christian Berger in die Unterhaltung ein, „und der Falk Hoffman, den ich kenne, hat immer gesagt: ‚Eine Entscheidung soll sorgfältig abgewogen sein und danach nicht mehr in Frage gestellt werden.‘"

„Recht haste", nickte Falk, „nur sind mir leider ein paar Entscheidungen abgenommen worden, die ich so nicht in meiner Lebensplanung gefällt hätte."

Falk dachte hierbei vor allem an den Verlust von Katharina, aber auch an die Aufgabe seiner Firma, seinem persönlichen Lebenswerk. Sicher, sie trug zwar derzeit noch seinen Namen, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis seine ehemaligen Angestellten das IT-Systemhaus nach ihrem Gutdünken umstrukturiert und den eigenen Stempel aufgedrückt hatten. Die Namensänderung in „AIXTension" war bereits beschlossene Sache. Jetzt war er technischer Leiter der neu gegründeten EU-Task-Force gegen die organisierte Computerkriminalität und Chef über gut fünfzig Mitarbeiter aus verschiedensten Fachgebieten und Ländern der europäischen Union. Nun, den Chefposten teilte er sich genau genommen mit Claudia Rinaldi, ihres Zeichens frisch gebackene(r) Capitano Capo der italienischen Spezialeinheit ROS. Sie hatte die polizeiliche und er die technische Führung der Task-Force übernommen.

„Die ideale Unternehmensform ist ein Ein-Mann-Betrieb", hatte Falk immer mal wieder von sich gegeben, wenn er mit seinen Mitarbeiter haderte. Und die Macht zu teilen, war eigentlich nicht sein Ding. Aber er teilte mit Claudia von nun an nicht nur die Führung eines „Unternehmens", sondern auch das Bett. Aus der heißen Affäre hat sich eine echte Liebesbeziehung entwickelt, die nun langsam aber sicher aus der ersten Phase des Verliebtseins in den Alltag übergehen sollte. Falk hatte sein Haus in Aachen verkauft. Zu viele Erinnerungen an Katharina lebten in den Mauern weiter und hätten ihn immer wieder zwischen dem Hier und Jetzt und der Vergangenheit hin- und hergerissen. Und außerdem: Was sollte er noch mit einem Haus in Aachen, wenn er von nun an von einer europäischen Hauptstadt in die nächste pendeln und sein Lebensmittelpunkt - wenn es denn einen geben sollte - in Genua liegen würde.

Sie hätten praktisch jeden Ort innerhalb der EU wählen können. Dass ihr Hauptquartier in der italienischen Hafenstadt aufgeschlagen wurde, war wohl zur Hälfte einem gewissen Pragmatismus und zur anderen Hälfte einer Portion Sentimentalität geschuldet. In Genua hatte praktisch alles angefangen und hier waren die Fäden der Operation zusammengelaufen, sowohl bei ihnen als auch bei den Verbrechern. Ein Teil der Truppe, die die Betrüger zur Strecke gebracht hatten, wechselten von der Guardia di Finanza aus dem Container-Terminal zur Task-Force und Claudia befand, dass Genua mit seiner Verkehrsanbindung zu Wasser, in der Luft und auf der Straße doch optimal gelegen war. Damit gehörte sie neben Melucci und Alescio zu den wenigen, die nicht umziehen mussten.

Auch Falk musste nicht wirklich umsiedeln, denn er hatte in den vergangenen Monaten sein Quartier in Claudias Wohnung bezogen, wenn er denn nicht in der Welt umhergereist war, um bezüglich der Chip-Geschichte Rede und Antwort zu stehen oder seine persönlichen Sachen in seiner alten Heimat zu regeln.

So hatte er offiziell Abschied von Katharina nehmen und in einer Mischung aus Beerdigungszeremonie und Wiedergeburtsparty seinen Freunden erklären können, was ihm und seiner Frau denn nun tatsächlich zugestoßen und vor allem, dass er nicht bei dem Anschlag ums Leben gekommen war. Dies hatte Christian zwar kurz nach dem „Unfall" dem engsten Kreis mitgeteilt, doch Falk leibhaftig in ihrer Runde wiederzusehen und mit ihm um Katharina zu trauern und sich mit ihm über seine „Auferstehung" zu freuen, hatte ein anderes Kaliber.

Falk nutzte das Treffen dann auch konsequent dafür, um sich von seinen Freunden zu verabschieden. Er ahnte, dass ihn seine neue Aufgabe weit weg von seinem früheren Leben und Umfeld in ganz neue Gebiete führen würde - und dies nicht nur räumlich.

Einen Vorgeschmack hatte er bei der gemeinsamen Verbrecherjagd mit Claudia & Co bereits erhalten und - wenn er ehrlich war - es hatte ihm gefallen.

Jetzt saß er mit Claudia und seinem Jugendfreund Christian in einer schwarzen Limousine, die ihn ohne Umwege über den Check-in auf das Rollfeld des Flughafens Zaventem brachte. Ein Learjet stand bereits mit laufenden Turbinen bereit und der Mercedes hielt direkt vor der ausfahrbaren Treppe des Bombardier 31A.

Beim Blick auf den Jet brach Falks Schalk wieder durch: „Sag mal M - Ich bin doch jetzt so eine Art James Bond mit EDV-Kenntnissen. Haben wir auch einen Q, der mich mit den ganzen technischen Spielereien ausstattet, die man als Geheimagent von Welt so braucht? Aston Martin hat da gerade ein ganz neues Modell auf den Markt gebracht..."

„Wenn Du mich noch einmal mit dieser schrulligen alten Geheimdienstchefin der Briten vergleichst, dann reiße ich Dir Deinen Allerwertesten so auf, dass der Aston Martin darin wenden kann", fauchte Claudia, griff ihre Tasche aus dem Kofferraum und betrat als erste den Learjet.

„Bei der Stelle ‚Crashkurs-im-Waffe-richtig-herum-halten‘ habe ich ehrlich gesagt nichts von einem Aston Martin gehört. Das machte eher den Eindruck von ‚Generation Golf‘", haute Christian grinsend noch in dieselbe Kerbe und folgte Claudia.

„Jetzt sagt nur noch, an Bord gibt es keine gerührten Martinis", murmelte Falk, doch das hatten die beiden schon nicht mehr gehört, denn der Pilot ließ die Turbinen in diesem Moment schon hochdrehen. Und während der Flugbegleiter die Gangway einfuhr und die Tür verriegelte, rollte die Maschine zur Runway 07L. Ihr Slot für den Takeoff nach Genua war noch exakt zwei Minuten offen.

(...)

Falks Witz über die fiktiven Figuren M und Q aus Ian Flemings James Bond Vorlagen war übrigens gar nicht so weit hergeholt. Natürlich brauchte auch die Task-Force Ausrüstungsgegenstände aus allen technischen, polizeilichen und militärischen Bereichen - also das Aufgabengebiet von Q - und einen strategischen Kopf M. Das M ihrer Task-Force war tatsächlich Claudia Rinaldi, aber sie war nur in militärischer Sicht Falks Vorgesetzte. Und Falk war alles andere als ein mit übermenschlichen Fähigkeiten gesegneter, unverschämt gut aussehender Frauenflachleger. Er war eher eine Mischung aus Q und MacGyver - witzig, durchaus attraktiv, aber - was viel wichtiger wahr - mit einem sehr fundierten technischen Wissen in der Breite und in vielen IT-Feldern auch mit der nötigen Tiefe ausgestattet.

Die gemeinsame Schnittstelle zwischen Claudia und Falk war der (kriminalistische) Scharfsinn und die bei beiden ausgeprägte Technikaffinität. Auch bei Claudia machten die Computerkenntnisse nicht unmittelbar nach der Bedienung von Facebook schlapp, sondern sie verstand eine ganze Menge von dem, was sich hinter der schrillen und bunten Welt des Web 2.0 und 3.0 verbarg. Es sollte sich noch zeigen, ob die Computer für sie Freund oder Feind waren und ob sich die Überschneidungen ihrer Fähigkeiten und Aufgabengebiete zu einem Kompetenzgerangel und einem Machtkampf oder tatsächlich zu einer zielführenden Symbiose entwickeln würden.

Christians Aufgabe bestand neben der Koordination mit den deutschen Polizeibehörden und dem Atlas-Verbund in klassischer Polizeiarbeit vor allem im aktiven Dienst an der Waffe und am Mann. Durch seinen bisherigen Job als Personenschützer hochrangiger deutscher Politiker hatte er neben einer fundierten paramilitärischen Ausbildung ein besonderes Gespür für Gefahrensituationen und Details. Eigentlich war er der James Bond der Truppe.

Falk griff auf dem Flug über die Vogesen das Thema Ausrüstung noch einmal auf: „Jetzt mal im Ernst: Ich habe mir über das Thema Dienstwagen mal so meine Gedanken gemacht. Wir brauchen tatsächlich etwas, was nicht nur Spaß macht oder uns von A nach B bringt, sondern tatsächlich Autos, die etwas draufhaben."

Claudia feixte: „Also wenn ich mal den Bürokraten raushängen lassen darf, dann kommen aufgrund der Deutsch-Italienischen Führung der Task-Force nur Volkswagen und FIAT in Betracht."

Falk grinste: „Einverstanden. Jetzt kannst Du wählen: Ferrari gehört zum FIAT Konzern und Volkswagen hat Bugatti, Lamborghini, Audi und seit neuestem Porsche im Portfolio."

Claudia schnitt eine Grimasse.

„Wenn ich hier mal vermitteln darf", schaltete Christian sich in den sich anbahnenden Disput ein, „wir sollten schon etwas unauffälligere Fahrzeuge wählen. Wenn wir mit einem 12-Zylinder Ferrari oder einem Murciélago vorfahren, ist uns die Aufmerksamkeit jedes Halunken sicher."

„D'accordo -", sagte Falk und verfiel mal wieder ansatzweise in das babylonische Sprachengewirr, welches die Kommunikation in der Task-Force charakterisieren würde, „wir brauchen meiner Meinung nach Autos, die nach Golf aussehen, aber bei Bedarf die Musik eines Sportwagens unter der Haube haben. Und ein paar nützliche Gimmicks wie drehbare Nummernschilder, Maschinenpistolen und Nebelwerfer."

Claudia verdrehte die Augen: „Vergiss es!"

„Na so ganz unrecht hat er nicht", bemerkte Christian und holte die technische Beschreibung eines BMW 550i hervor, der von einer Spezialfirma zu einer rollenden High-Tech-Festung umgebaut wird. „Ciari Armoring ist darauf spezialisiert, Fahrzeuge für den Personenschutz umzubauen. Wir haben da konkurrierende Anforderungen: Zum einen müssen die Fahrzeuge gepanzert sein, um einem Beschuss mindestens mit einer MP zu widerstehen und zum anderen müssen sie dennoch so leicht und wendig sein, dass man mit ihnen auch mit hoher Geschwindigkeit flüchten kann."

Falk war ganz Ohr: „Lass mal sehen. 407 PS - Allrad-Antrieb - DSG - Kevlarhülle und – Leute das ist das wichtigste – nicht bei 250 km/h abgeregelt. Gekauft!"

Falk hatte noch nie verstanden, warum vor allem deutsche Premiumhersteller Autos mit mehr als 300 PS bauten, um sie dann freiwillig auf 250 km/h zu beschränken. Den Vogel schoss seiner Meinung nach BMW ab. Die bauten M3, M5 und M6 mit Leistung zum Abwinken und gegen eine Gebühr von wenigen Tausend Euro und der Teilnahme an einem Fahrsicherheitstraining wurde die Beschränkung von 250 km/h per Software-Update abgeschaltet. Dass danach keine Kopplung zwischen demjenigen bestand, der das Fahrsicherheitstraining absolviert hatte, dem der das Auto tatsächlich fuhr und dem nicht mehr abgeregelten Auto selbst, interessierte dann niemanden mehr. Scheinheiliges Pack! Ob es nun ökologisch korrekt war, ein Auto mit mehr als 100 PS zu fahren oder nicht, war dahingestellt, aber in Falks Augen war es nicht erklärbar, warum es überhaupt PKW mit mehr PS gab, als zum Erreichen der imaginären 250er Schallmauer nötig war, wenn diese als freiwillige Selbstbeschränkung der PKW-Hersteller überhaupt eine Daseinsberechtigung hatte. Wer 250 nicht beherrscht oder bei 251 in Schwierigkeiten kommt, sollte besser schon keine 200 fahren oder noch besser: erst gar nicht auf die Autobahn gehen. Geschwindigkeitsbegrenzungen waren Falk immer schon ein Dorn im Auge. Jetzt sah er seine Chance gekommen: „Und abnehmbare Blaulichter brauchen wir. Die waren echt geil, als wir von Genua nach Santa Margherita gerast sind."

Claudia lächelte: „Wann wirst Du endlich erwachsen?"

„Hoffentlich nie", antwortete Falk mit einem spitzbübigen Grinsen.

„Also gut Peter Pan. Ich schlage vor, Christian kümmert sich um die Autos. Von mir aus soll Falk so ein Teil bekommen - mit allem Drum und Dran. Aber zuerst gehst Du mit ihm zum Polizeitraining. Wir hatten damals mehr Glück als Verstand. Beim nächsten Einsatz möchte ich nicht allein auf Falks Improvisationsgeschick und Naturtalent vertrauen."

Die Maschine setzte zum Landeanflug auf den Flughafen Genua „Cristoforo Colombo" an. Kurze Zeit später saßen die drei in einem Wagen der Fahrbereitschaft der Guardia di Finanza und rasten mit Sirene und Blaulicht durch den Berufsverkehr der Hafenmetropole zu ihrem neuen Büro – Come arrivare a casa.

Interesse wie es weiter geht? Nur Geduld! Der Roman ist noch in Arbeit und erscheint im Jahr 2016 2017 2018 2019 - irgendwann, wenn der Autor Zeit und genug Material hat... ;-)!